Die 19.Weltmeisterschaften im Biathlon-Orientierungslauf vom 7. bis 10. August gewann für unser deutsches Team für sich selbst überraschend Benno Schütz (ESV Lok Berlin-Schöneweide / SV Schorfheide) in seiner neuen Startkategorie in den beiden Einzeldisziplinen „Classic“ und „Sprint“! Unseren Herzlichen Glückwunsch!
Für den Deutschen Verband für Biathlon-Orientierungslauf errangen Jürgen Schwanitz (OLA TSV Deggendorf) mit Silber in der Kategorie H 75 in der Disziplin „Classic“ und Bernd Wollenberg (SV Schorfheide) mit Bronze der Kategorie H 75 in der Disziplin „Sprint“ weiteres Edelmetall. Unsere beiden Elitestarter Sebastian Fleiß (Berliner Turnerschaft / SWV Schorfheide) und Karsten Blume (Berliner TSC / SV Schorfheide) holten sich noch wertvolle Punkte für den Weltcup 2024! Sebastian erlief sich in beiden Disziplinen jeweils Platz 23, Karsten Platz 24 im „Classic“- und Platz 25 im „Sprint“-Wettbewerb.
Unsere Michalina Iwanowska (15!), für ihr Heimatland Polen startend, errang in beiden Wettbewerben in der Kategorie der Juniorinnen (D 20) jeweils Silber, ihr Vater und „Hometrainer“ Dariusz Iwanowski erkämpfte in der Kategorie H 45 Silber in der „Classic“ und Bronze im „Sprint“ – beide sind offizielle Mitglieder des SV Schorfheide. Der für sein Heimatland Irak startende Prof. Dr. Hussein Alwawi ist zugleich auch offizielles Mitglied der SG Einheit Berliner Bär e.V. und sicherste sich im „Sprintwettbewerb“ der Kategorie H40 die Silbermedaille.
Somit konnten für Deutschland 2 x Gold, 4 x Silber und 2 x Bronze bei diesen 19. Weltmeisterschaften errungen werden.
Wenn irgendjemand fragen würde, wie denn diese Läufe so rein vom Charakter her beschrieben werden sollten, würde der Autor dieser Zeilen ohne lange nachzudenken antworten: „Laufen im Wildwuchs“.
Denn das traf nach vielfältigen Diskussionen im Läuferfeld im und durch den dänischen „Dünenwald“ von Ulfborg in Westjütland unweit der Nordseeküste jedenfalls das Merkmal dieser 19.Weltmeisterschaften im Biathlon-Orientierungslauf der Internationalen Biathlon-OL-Föderation IBOF.
Wahrscheinlich auch aus diesem Grund starten hauptsächlich im „Normalfall“ dänische Orientierer – jedoch meistens mit lokalem Hintergrund – denn selbst unter den einheimischen Anhängern unseres schönen Natursports gehört das ausgewählte Wettkampfgelände in die Rubrik „große Herausforderungen“ bei unsren direkten nördlichen Nachbarn.
Die internationale Familie des Biathlon-Orientierungssports waren in diesem Gelände bereits bei den Weltmeisterschaften 2015 aktiv und somit „vorgewarnt“ zu den zu erwartenden Spezifika des Dünenwaldes… Das sowie das bis zum Wettkampfbeginn extreme Wetter waren schon reale Gründe, die zumindest aus meiner Sicht – die Teilnehmerzahlen doch stark beeinflußt hatten.
Dazu kommt noch hinzu, dass die Terminwahl, zwischen dem schwedischen Fünf-Tage-Orientierungslauf „O-Ringen“, der jährlich weit über 12 000 Orientierer aus aller Herren Länder in seinen Bann zieht und sogar schon die 25 000´der Marke einige Male streifte und an dem – eigentlich natürlich – auch fast das gesamte Starterfeld der Biathlon-Orientierer teilnehmen und unserer WBOC eine Art „Ruhewoche“ gesetzt wurde. Das verlangt von vielen in „Brot und Arbeit“ stehenden Aktiven mitunter dann doch eine Entscheidung zwischen diesen beiden „Höhepunkten“ unseres Sportlerlebens… So geschieht es denn auch leider des öfteren, dass längst nicht alle Aktiven, auch aus Deutschland, eine Urlaubsstückelung von 1 Woche Schweden, 1 Woche arbeiten und dann noch einmal einige Tage hinauf nach Dänemark ihren „Brötchengebern“ so mir nichts dir nichts zumuten …
So ist dann, rein statistisch gesehen, nicht verwunderlich, dass die dänischen Ausrichter vom Vestjysk OK um unseren langjährigen Freund Carsten Hellinge dann insgesamt rund um die „Ulfborg Skytte Arena“ mit 373 Startern über die drei Wettbewerbe gegenüber 353 Startern von 2023 im schwedischen Idre Fjäll nur 20 mehr und gegenüber 420 Starfällen der WM im Vorcoronajahr 2019 im finnischen Hollola bei Lahti dann doch 47 weniger zu verzeichnen hatten. Dort stellten sich im Sprintwettbewerb 160 statt nun 132 Starter der Konkurrenz, im Klassikwettbewerb 150 statt nun 141 und in den Staffeln stellten sich 102 gegenüber 100 dem Starter. Zum Vergleich auch noch die Zahlen unserer eigenen WM von 2022 im bayerischen Arbergebiet: Sprint: 111, Classic: 111, Staffel: 98, gesamt also 311 gestartete Teilnehmer. Das ist, gemessen daran, dass es für viele Skandinavier schlicht zu weit war und bis auf eine einzige (unsere damalige Neueinsteigerin Sabine Schramm vom SV Schorfheide in der Kategorie D 45) unsere eigenen Verbandsmitglieder durchweg im Ausrichterteam beschäftig waren.
Ganz sicherlich liegen alle diese genannten Teilnehmerzahlen recht deutlich unter denen einer normalen “Fuß-OL-WM“, vor allem, wenn man da bedenkt, dass es in Addition der Junioren, Elite und Senioren deutlich mehr werden.
Doch – und das muss ich unbedingt und immer wieder sehr ausdrücklich betonen – sollte unbedingt immer wieder bei derartigen Vergleichen der reinen Teilnehmerzahlen beachtet werden, dass beim Biathlon-OL allein schon aus Sicherheitsgründen die vorhandenen Schießbahnen eine „Massenteilnahme“ ausschließen. Und wenn wir, nur einmal so an Rande die anderen Orientierungssportdisziplinen genauer betrachten, sind beim „Trail-O“ oder „Mountainbike-O“ auch andere Teilnehmerfelder als beim traditionellen „Fuß-OL“ zu beobachten.
Vor allem ist jedoch anzumerken, auch um das auch einmal sehr konkret zu benennen: Jeder Freizeitlaufsportveranstalter würde bei den in seinen Augen kleinen Startfeldern selbst eines Fuß-OL sofort von „Minusgeschäft“ sprechen…
Somit ist unbedingt festzustellen: Je komplizierter eine Sportdisziplin real ist, desto geringer sind auch die Teilnehmerfelder – so ist das nun einmal.
Zurück zur diesjährigen Weltmeisterschaft. Diese WM rund um die Ulfborg Skytte Arena war, wie bereits oben angemerkt, bedingt durch die durchgehende Dünenlandschaft, speziell am Tag Eins, dem „Klassikwettbewerb“, schon vor dem Start eine echte Herausforderung: Denn jeder, zumindest diejenigen, die den Trainingstag genutzt hatten, waren sich von Vornherein im Klaren darüber, was da auf sie zukommen wird!
Los ging es dann nur angenehme 600 m entfernt vom Wettkampfzentrum mit dem „Location-Orienteering“ und schon nach den ersten Metern war sicherlich nicht nur mir sofort klar: Das wird extrem schwer.
„Was ist nun kartiert, was nicht, was ist generalisiert…- oder anders: warum ist nun hier eine Senke oder eine Kuppe oder ein Hügel auf der Karte und warum nun mitunter nur 20 m weiter das jeweils zutreffende Objekt nicht? Und wir hatten über alle Kategorien einen Maßstab von 1:7500 mit einem 2,5 m-Höhenintervall (vgl. beigefügte Karte).
Hinzu dann wieder, wie schon im Vorjahr, sehr „großzügig“ kartierte Pfade von Mountainbiker, die somit als „Auffangpunkte“ nicht verwendet werden konnten. Natürlich alles im feinstem Dickicht, denn die als „raues offenes Gelände mit einzelnen Büschen und Bäumen“ bekannte Signatur der schmalen gelben über Kreuz laufenden Linien deutet nicht an, dass hier bis mannshohes Buschwerk die freie Sicht behindert, nein – es waren schon dort vielfach bis zu 2,5 m hohe Kiefernschonungen (vgl. Geländefotos), die nur dann ein Grün der Stufe 2 erhielten, wenn man dort gar nicht durchkam. Hellgrün wiederum waren dann „ältere“ Jungkiefern gemischt mit „sonstigem“ Unterbewuchs
Ich gestehe ehrlich, dass ich irgendwie mich wieder freute, „nur“ 16 mm Abweichungen und somit „nur“ 16 „Zusatzminuten“ statt meiner sonst üblichen 0 – 5 „gefangen“ zu haben und „rangiere“ damit zusammen mit 3 anderen auf Rang 21 aller 141 gestarteten.
Die besten in dieser ersten Teilstrecke: 6 mm: Nina Hallor (5.D 21 E, SWE), 7 mm: Lisa Anderssen (11.D21 E,SWE), 8 mm: Martin Jansson (Bronzemedaille H 21 E; SWE), 9 mm Frida Wallström (1.D40, Göteborg Majorna, SWE), 9 mm: Marie Fred (8.D 21 E, FIN) . ,Insgesamt dann 5 Aktive mit je 10 mm, unter ihnen der Vizeweltmeister der H 21 E, Petja Ylikylä (FIN) und Frank Braatz (IHW Alex 78, 15. der H 60). Der Eliteweltmeister Gustav Hinder (SWE) benötigte 12 mm, die Elitesiegerin Karin Stenback (SWE) 18 mm. Die weiteren deutschen Starter des Nationalteams in der Elite: Platz 23 Sebastian Fleiß, 18 mm, und Platz 24 Karsten Blume, 20 mm. Unser Weltmeister der H 40, Benno Schütz für den deutschen Biathlon-OL Verband „sammelte“ 57 mm und der Vizeweltmeister der H 75, der ebenfalls für den Deutschen Verband startende Jürgen Schwanitz, der ja eigentlich dieses Teilelement gar nicht liebt, wuchs mit nur 32 mm quasi über sich hinaus. Der für den Kaulsdorfer OLV startende Bernd Käding erlief sich in der H 60 den 12.Platz mit 45 mm.
Unsere oben erwähnte D 20, Michalina Iwanowska (15) „sammelte“ sehr gute 15 mm und war wie bereits erwähnt somit auch zugleich Vizeweltmeisterin der Juniorrinnen! Dadurch war Michalina somit aus unserer Region die einzige, die mit Erfolg (jeweils Platz 2) in den vier Leistungskategorien der Elite und Junioren startete. Ihr bereits erwähnter Vater Dariusz,– wurde mit 22 mm in seiner H45 auch Vizeweltmeister. Dariusz ist aktuell intensiv damit beschäftige in Polen einen eigenen Nationalverband aufzubauen und hat bereits etliche Interessenten aus mehreren Wojewodschaften gewinnen können. Ganz natürlich ist, dass wir ihn dabei voll unterstützen und bereits erste gemeinsame Trainings im Raum Szczecin gemeinsam absolviert haben.
Unser „Lehrlinge“ Prof. Dr. Hussein Alwawi, Prof. Dr. Wisam Abdulhussein (beide H 40) und ihre Teamkollegen des Nationalteams Irak, Kadhim Mohammed (H45) und Safaa Al Abboodi (H 21 E) brachen nach über 5 Stunden auf der Langstrecke ihre Rennen ab, beim doch wesentlich kürzeren Sprint-OL erlief sich dann der Dozent an der Uni Bagdad, Prof.Dr. Hussein Alwawi die Silbermedaille in der H 40, der Dipl.-Sportwissenschaftler Kadhim Mohammed wurde vierter in der H 45. Alle vier sind als Gastmitglieder bei der SG Einheit Berliner Bär e.V. inzwischen registriert und starten dann bei künftigen Aufenthalten in Deutschland für diesen Sportverein, bei dem der in Leipzig als Sportlehrer an einer Grundschule nach seinem Studium arbeitende Safaa Al Abboodi bereits seit seinem Studium aktives Mitglied ist.
Zurück zur Statistik dieser Wettkampftage: Insgesamt waren in diesen vier Leistungskategorien mit unseren beiden erwähnten Elitestartern, dem für sein Heimatland Irak startende Safaa Al Abboodi sowie der erwähnten Michalina Iwanowska lediglich vier Nichtskandinavier am Start. Über alle Disziplinen kamen mit allen Altersklassestarterinnen und –startern neben dem bereits erwähnten Polen, Irak und Deutschland noch Großbritannien und Tschechien zu den drei skandinavischen Nationen Schweden, Finnland und Dänemark hinzu, so dass acht Nationen für Jahr 2024 registriert wurden.
Text: Bernd Wollenberg. Bilder: Bernd Wollenberg/Archiv/Matthias Thiel (mt.media). OL-Karten: Veranstalter