Nach zwei Jahren „Coronapause“: Weltcup 2022 im Biathlon-OL beendet
Nun schon traditionell gestalteten die dänischen Biathlonorientierer das Weltcupfinale vom 20. Bis 23. Oktober 2022 in Aarhus. Nach zweijähriger, coronabedingter Pause, nur mit acht statt der sonst üblichen fünfzehn Wertungsläufen tat das dem Kampfes- und Siegeswillen der Teilnehmer keinen Abbruch. Rund um den Fliegerhorst Aarhus im nördlichen Jütland wurde diese verkürzte Weltcupsaison von der Biathlon-OL-Familie dankend angenommen. Realnachteilig für die deutschen Vertreter in den Elitewettbewerben für die Gesamtwertung wirkte sich natürlich die im eigenen Land im Sommer am Fuß des Großen Arber in Bayern durchgeführte Weltmeisterschaft aus – waren unsere Elitevertreter doch durchgehend als Bahn- und Kartenteam aktiv.
Vom Ablauf her etwas ungewöhnlich hatten die dänischen Ausrichter den Staffelstart auf den Freitagnachmittag gelegt, die Langstrecke auf Sonnabend und den Sprint auf Sonntag früh – letzteres wohl vor allem, um den Teilnehmern noch eine zeitlich vertretbare Heimreise zu ermöglichen. Die angebotene zentrale Unterkunft mitten im Militärgelände war durchaus zufriedenstellend wie auch die gesamte Organisation quasi „militärisch exakt“ unter Leitung von den beiden selbst aktiven Seniorensportlern Mona Rasmussen und Ole Christiansen ohne Störungen vonstatten ging. Recht ideenreich und durchaus Interessant gestalteten unsere dänischen Freunde die Lösung für die drei Nationen Deutschland, Ungarn und Polen im Bereich der Damen und Herren. Denn wir hatten ja entsprechend der Meldeunterlagen uns unter unserem Sportverein SV Schorfheide angemeldet. Sicherlich der Übersicht halber wurden dann hinter den Namen der Starterinnen und Starter jedoch die Nationalitäten in den Listen benannt. Dort vermerkte Ole als Wettkampfleiter unsere Kombinationen dann simpel als „EU“, was ja durchaus zutreffend war.
Unsere Ergebnisse waren, betrachten wir die realen Möglichkeiten gegenüber den skandinavischen Konkurrenten, beachtenswert. Das Damenteam des SV Schorfheide mit Rebekka Vinze (HUN) und der 14-jährigen Michalina Iwanowski (POL) wurde nach absoluter Schießleistung mit 0 Fehlern im abschließenden Stehendschießen durch Michaela dritte hinter Finland und Dänemark. Unser Herrenteam mit Startläufer Dariusz Iwanowski (POL), Sebastian Fleiß als zweitem und Matyas Pentek (HUN) als Schlussläufer wurden als vierte gewertet. Hier siegten Schweden vor Dänemark I und II. Im Seniorenwettbewerb wurden Frank Braatz (IHW Alex 78) und Bernd Käding (Kaulsdorfer OLV) für Deutschland Dritte, Platz 1 ging hier an Dänemark, Platz 2 an Großbritannien.
Nach dieser Staffel und der im Wettkampfgelände gemachten Erfahrung „schwante“ allen, was bei den Einzeldisziplinen auf sie zukommen würde – denn das offensichtlich intensiv genutzte Militärübungsgelände mit mal bewaldetem und vielfach dichtem Buschwerk stark laufbehinderndem Geläuf wechselte mehrfach mit offenem, hügeligem Sandgelände, das durch schier unzählbaren Fahrzeugspuren übersäht war, von denen maximal etwa 60 % kartiert waren… Höchstarbeit also für Körper und Geist! Ber – eigentlich lieben wir Orientierungsläufer ja gerade diese Herausforderung! Und Biathlon-OL ist ja lediglich eine Form unseres OL – und unsere skandinavischen Freunde in dieser Spezialdisziplin sind größtenteils, zumindest in der Elite, zugleich auch Mitglieder im Militär-OL ihrer Nationen. Die fühlten sich quasi „pudelwohl“ in ihrem „gewohnten“ Milieu.
Gegenüber dem „Normal-OL“ gibt es, „treuen Lesern“ unserer Seite ja bekannt, neben den Schießeinlagen, beim „Biathlon-Lang-OL“ noch eine Zusatzkomponente für alle Starter, dem „Location-Orienteering“ – kurz „Punkt-OL“ benannt. Für noch nicht so versierte Besucher unserer Website hier noch einmal die Erklärung dieser sehr eigenwilligen Teilstrecke:
Beim „Punkt-OL“ müssen alle Aktiven einer ca. 3 km langen ausgeflaggten Route folgen, die nicht auf der Karte eingezeichnet ist. Lediglich der Startpunkt ist eine einzige Information. Jede und Jeder muss also vom ersten Laufmeter an sehr genau verfolgen, wo er resp. sie sich langbewegen. Auf dieser Route sind dann 10 Kontrollposten angebracht. Bei fünfen von diesen, gekennzeichnet mit einer blauen Flagge, muss der exakte Standpunkt mittels Nadeleinstich markiert werden. Weitere fünf sind mit gelben Flaggen markiert – dort zeigt ein kleiner Pfeil in Richtung eines OL-Postenschirms im Gelände, der zwischen 50 m bis zu 400 m entfernt sein kann. Einzige Hilfe ist dann noch eine Postenbeschreibung für diesen. Für jeden Millimeter Abweichung gibt es 1 Minute zur Laufzeit hinzu…, maximal 10 pro Posten sind lt.Regelwerk „verdienbar“. Beim in dieser Disziplin üblichen Schiessen werden je 10 Schuss liegend und stehend abverlangt und im Gegensatz zur Staffel, dem Sprint bzw. dem hier nicht durchgeführten Massenstart , bei denen für Fehlschüsse, wie im durch TV bekannten Biathlon bekannt, „Strafrunden“ absolviert werden „dürfen“ , gibt es in dieser „Langdisziplin“ dann pro Fehlschuss 2 Strafminuten. Diese 2 Minuten sind der realen OL-Laufgeschwindigkeit angepasst – beim „Langwettbewerb im Ski-Biathlon“ sind es 1 Minute – aber bekanntlich sind die ja auch wesentlich schneller auf ihren Pisten unterwegs als unsereins beim OL…
Ist dieser „Punkt-OL“ in „normalem“ OL-Gelände schon recht kompliziert, verloren durchweg alle Aktiven in diesem unübersichtlichen Militärübungsgelände zwischendurch dann doch die gewohnte Exaktheit und es „hagelte“ dann etliches mehr an „Strafminuten“ als üblich. Da jedoch alle quasi das „gleiche“ Schicksal erlitten, setzten sich trotzdem die besten durch.
Unsere Vertreter erreichten in Aarhus in den Einzeldisziplinen auf der Langstrecke: Jugend/Junioren: 3. Michalina Iwanowski; Damen: 9. Rebeka Vinze; Herren: 9.Matyas Pentek, 21. Sebastian Fleiß, Herren – „Young Old Boys“: 2. Dariusz Iwanowski (alle SV Schorfheide) ; Herren-Veteranen 1 : 9. Frank Braatz (IHW Alex 78), 17. Bernd Käding (Kaulsdorfer OLV); Herren-Veteranen 2: 4. Bernd Wollenberg (SV Schorfheide).
Ergebnisse „Sprint“: Jugend/Junioren: 3. Michalina Iwanowski; Damen: 8. Rebekka Vinze; Herren: 11. Matyas Pentek (alle SV Schorfheide), 24. Frank Braatz (IHW Alex 78); „Young Old Boys“: 2.Dariusz Iwanowski (SV Schorfheide), Veteranen 1: 8. Bernd Käding (Kaulsdorfer OLV), Veteranen 2: 3. Bernd Wollenberg (SV Schorfheide).
Endstand Weltrangliste 2022:
Damen:
- Karin Stenbek (SWE) – 147 Pkt.
- Julia Davidson (SWE) – 132 Pkt.
- Marie Fred (FIN) – 132 Pkt
22. Rebekka Vinze (HUN/SV Schorfheide) – 39 Pkt.
Herren:
- Antti Iivari (FIN) – 141 Pkt.
- Martin Jansson (SWE) – 129 Pkt.
- Johan Ek-Larsson (SWE) – 115 Pkt.
29. Matyas Pentek (HUN/SV Schorfheide) – 36 Pkt.
58. Sebastian Fleiß (GER / SV Schorfheide) – 7 Pkt.
59. Frank Braatz (GER / IHW Alex 78) – 4 Pkt.
Text: Bernd Wollenberg. Fotos/Karten: Veranstalter/Bernd Wollenberg