Kategorie: Biathlon-Orientierungslauf

WBOC 2023 Sprintkarte

Die 18. WBOC von Idre-Fjäll 2023 – Hindernisse und Höhepunkte

Die Abläufe einer Weltmeisterschaft im Biathlon-Orientierungslauf (WBOC) sind in den Wettkampfbestimmungen der Internationalen Biathlon-Orientierungslauf-Föderation (IBOF) klar geregelt – so werden durchweg nur zwei Einzeltitel  und ein Staffeltitel  vergeben, wobei dem jeweiligen Ausrichter die Reihenfolge entsprechend seiner zur Verfügung stehenden Örtlichkeiten selbst überlassen bleibt.

Es hat sich jedoch der in den vergangenen Jahren – wie auch 2022 bei unserer im Bayerischen Wald am Fuß des Großen Arber durchgeführten WM – durchgeführte Ablauf als vernünftig ergeben:

Anreise- und Trainingstag, Wettkampftag 1: Klassische Distanz (Location-Orienteering – Langstrecke – liegend Schießen – kurze Laufstrecke –stehend Schießen – Ziel). Die Auswertung des „Location-O“ erfolgt idealerweise schon während der Wettbewerb noch läuft. Hierbei gibt es für jeden Millimeter Abweichung bei den 10 auf der Laufkarte nicht markierten Orientierungsstellen (die genaue Lage „Location“  muss mit einem Nadeleinstich markiert werden) eine Zusatzminute zur Laufzeit. Maximal werden pro Posten 10 mm angerechnet.

Entsprechend der jeweiligen lokalen Gegebenheit kann die erste Schießeinheit auch zwischen dem „Location-O“ und der Langstrecke eingeführt werden, so dass zwischen den beiden Schießeinheiten dann der reale Langstrecken-OL durchgeführt wird. Beide Schießeinheiten werden mit jeweils 10 Schuß durchgeführt, wobei es für jeden Fehlschuß einen Zeitzuschlag zur Laufzeit von  2 Minuten gibt.

Dass ich das persönlich für besser halte, sei  hier nur am Rande erwähnt. 

Am Wettkampftag 2 denn der Kurzstreckenwettbewerb, in den „Rules“ als „Sprint-OL“ gekennzeichnet. Hierbei werden zwei kurze Orientierungsstrecken , bei denen die Siegerzeit um 13 bis 15 min liegen soll, durch den Liegenanschlag unterbrochen und zum Ende folgt dann der Anschlag „Stehend“. Bei dieser Disziplin wird für jeden Fehlschuß eine „Strafrunde“  („Penalty“) gelaufen, deren Länge in den Wettkampfbestimmungen klar geregelt ist. Nach der letzten „Penaltyrunde“ bzw, was recht selten geschieht, nach dem letzten dann fehlerfreien Schuß folgt der Lauf zum Ziel.

Den Tag 3 kennzeichnen dann die Staffelwettbewerbe, die – bis auf die Kategorie der „Herren-Elite“ (H 21 E), in der drei Läufer ein Team bilden – in „Zweierteams“. Während in den Leistungskategorien Damen und Herren Junioren (D/H 20) und „Elite“ (D/H 21) zur ersteren alle Altersklassen bis einschließlich 20 Jahre zählen, können in den Elitekategorien alle Altersstufen eingesetzt werden. In den „Seniorenkategorien“ gilt grundsätzlich, dass alle eingesetzten Damen und Herren mindestens der D/H 35 angehören müssen, wobei die Zugehörigkeit zu einer Kategorie das mit der Bezeichnung angegebene Alter mindestens erreicht werden muß!. Aktuell gilt D/H 70, D/H 95, S/H 120. Hinzu dann, außerhalb der „WM-Wertung“ – als sog. „Rahmenkategorie“ dann „Mixteams“ sowie D/H 16 für angereiste Jugendkader, die nicht im Bereich der D/H 20 starten wollen oder können.

Unsere Teilnahme an der WBOC vom 8.August bis zum 14.August wurde noch vor Fahrtbeginn durch quasi „höhere Gewalt“ gleich mehrfach beeinflußt!

Noch vor Fahrtbeginn wurde „dank“ orkanartiger Stürme an Schwedens Küste unser Fährankunftshafen Trelleborg gesperrt – was nun? Landweg via Baltikum, Russland, Finnland… mehrfach unmöglich! Dänemark – Schweden? OK – und siehe da, die Fähren von Rostock nach Gedser fahren ab geplanten Abreisetag 15.00 Uhr – also genau unsere geplante Zeit! Umbuchung, Neubuchung usw. –jeder, zumindest viele von uns, kennen das ja irgendwie.

Allerdings kamen nun, statt 5 Stunden Kabinen-Erholungsschlaf auf der Fähre von Rostock nach Trelleborg weitere, ungeplante  knapp 200 km Fahrtsrecke von Gedser nach Helsingör hinzu. Also doch wieder „schnell noch“ eine Unterkunft in Jönköping (SWE) gesucht und gefunden, um von dort dann am 9. August  hinauf nach Idre zu fahren, um zumindest unsere Leihwaffen etwas besser kennen zu lernen…

Laut Navi-Fahrtstecke Jönköping – Idre-Fjäll „nur“ 575 km … Allerdings sollten wir laut Navi über Malung fahren und von dann weiter über Sälen, warum auch immer… Ganz gut, denn kurz vor Sälen leuchtete die Warnlampe „Fehler im Abgassystem“ auf und das bedeutet: „Nächste Werkstatt unverzüglich aufsuchen“! Na Bravo – mitten im schwedischen „Nirwana“, auf einer Sandtrasse, die lt Navi eine offizielle Fernstrasse war.  Dort fanden wir, mit Hilfe eines freundlichen Einheimischen mit real migrantem Hintergrund schnell eine Werkstatt. Der Kfz.-Meister Frederick  schaffte nach einer Stunde Bastelei“ dann eine sehr gute Lösung und – das Auto fährt noch immer – Kosten 1100 Kronen, also gerade einmal 100 Euro! Wäre hierzulande etwas“ teurer geworden…

Statt Trainingsschießen reichte es „nur“ noch zur Teilnahme an der Eröffnung – immerhin. Dort konnte die IBOF dann mit unserer Ägypterin Dr. Rehab  Abdel  Raouf und den Kindern der Eliteläuferin Olga Balabanova aus der Ukraine gleich zwei neue Nationen in der IBOF begrüßen, die beide extra vorgestellt wurden und eine Einladung zur offiziellen IBOF-Tagung am nächsten Tag erhielten.

Noch eine Bemerkung zum Thema „Leihgewehre“:  zwar haben Dariusz Iwanowski (SV Schorfheide) für sein Heimatland Polen und ich für Deutschland einen gültigen Waffenpass auch für ganz Europa – doch muss für Fährfahrten genau wie für das Fliegen selbst so ein Kleinkalibergewehr als Waffe bei der jeweiligen Fährgesellschaft mindestens 14 Tage vor Abfahrt angemeldet werden und extra auch Stunden vorher nebst Munition „eingecheckt“ werden und kostet  tatsächlich mehr als ein normaler Einzelpassagier!  Diese Mehrkosten und vor allem den Aufwand konnten wir uns dank unserer schwedischen Partner und Freunde Hans Mandahl und Per Anden sparen, indem wir die zumindest mir von den früheren 5 Trainingslagern bekannten Gewehre zur Nutzung nebst ausreichender Munition erhielten. Dass natürlich nur mit den 1,5 Stunden „Einschießen“ vor dem ersten Start die jeweilige Sportwaffe nicht ausreichend „gehandhabt“ werden kann, ist logisch. Aber – wir hatten jeder eine quasi „Eigene“…

Wettkampf 1: „Klassik“

Das Laufen in den Abfahrtshängen von Idre-Fjäll  im schwedischen  „Paradies“ von Idre-Fjäll des Wintersports rund um die international bekannte Biathlonarena  war,  zumindest zur Auftaktdisziplin „Klassik“, das äußere Merkmal der nun 18. Weltmeisterschafte im Biathlon-Orientierungslauf der Internationalen Biathlon-OL-Föderation IBOF.

In dieser Biathlon-Arena starten alljährlich zum Wintersportsaisonauftakt die schwedischen Biathlonwettbewerbe. Allerdings waren es für die Sommersportler auch für schwedische Verhältnisse recht lange Anfahrtswege dort hinauf.

Das sowie das bis zum Wettkampfbeginn bereits oben erwähnte extreme Wetter waren schon reale Gründe,  die die Teilnehmerzahlen doch stark beeinflußt hatten. 

Hinzu die im Spätfrühjahr endgültig durchgeführte Verschiebung um eine Woche „nach hinten“ für die ursprünglich direkt im Anschluß an die „O-Ringenwoche“ im in der gleichen Region gelegenen Are war speziell für etliche aus den am Biathlon-OL interessierte Mitteleuropäern dann doch „etwas zu weit“  – denn zweimal kurz hintereinander gut 1 700 km Anfahrtweg  ließen z.B. selbst unsere eigenen Mitglieder dann resignieren.

Und längst nicht alle Aktiven, auch aus Deutschland, konnten eine Veränderung ihres Urlaubs im laufenden Planungsjahr realisieren, bei anderen stand der Studienbeginn oder bei den jüngeren die Ausbildung bzw. Schule vor einem WM-Start. So war ich seit vielen Jahren erstmals nur der einzige deutsche Starter bei einer WM, schade!

Die schwedischen Ausrichter OK Tisaren  um unseren langjährigen Freund Per Anden zählte dann insgesamt 353 Starter über die drei Wettbewerbe gegenüber 420 Starfällen der WM im Vorcoronajahr 2019 im finnischen Hollola bei Lahti.  Dort stellten sich im Sprintwettbewerb 160 statt nun  127 Starter der Konkurrenz, im Klassikwettbewerb  150 statt nun 126 und in den Staffeln stellten sich 102 gegenüber 100 dem Starter.

Sicherlich: Diese Teilnehmerzahlen liegen deutlich unter denen einer normalen “Fuß-OL-WM“, vor allem, wenn man da bedenkt, dass es in Addition der Junioren, Elite und Senioren deutlich mehr werden.

Allerdings  muss beachtet werden, dass beim Biathlon-OL allein aus Sicherheitsgründen die vorhandenen Schießbahnen eine „Massenteilnahme“ ausschließen und – betrachten wir die anderen Orientierungssportdisziplinen genauer, sind beim „Trail-O“ oder „Mountainbike-O“ auch andere Teilnehmerfelder als beim traditionellen „Fuß-OL“ zu beobachten.

Und – um das auch einmal anzumerken: Jeder Freizeitlaufsportveranstalter würde bei den in seinen Augen geringten Starfeldern eines Fuß-OL sofort von „Minusgeschäft“ sprechen. Je komplizierter eine Sportdisziplin real ist, desto geringer sind auch die Teilnehmerfelder – so ist das nun einmal.

Die WM rund um das Biathlonstadion von Idre-Fjäll war, bedingt durch die alpine Umgebung, speziell am Tag Eins, dem „Klassikwettbewerb“, schon vor dem Start eine echte Herausforderung: 1 800 m „Einlaufstrecke“ – allerdings per durchgehenden Anstieg mit 150 m – hinauf zu den alpinen Startplätzen!

Mit einer gewissen „Wehmut“ betrachtete ich dabei die neben mir stillstehenden Ski- und Sessellifte…  Los ging es dann oben mit dem „Location-Orienteering“ und schon nach den ersten Metern war sicherlich nicht nur mir sofort klar: Das wird extrem schwer.

„Downhill“ und die sehr stark generalsierte Karte mit 5 m –Intervallen und der typisch skandinavischen Darstellung der Höhenprofile, bei denen die Darstellung von Steinen oder passierbaren Felsen nur dann in „schwarz“ erfolgt, wenn im Winter der Schnee auf diesen nicht liegen bleibt…

Hinzu dann weiter unten sehr „großzügig“ kartierte Pfade von Mountainbiker, die somit als „Auffangpunkte“ nicht verwendet werden konnten. Natürlich alles in feinstem Dickicht, das dann noch weiter unten von vielfach nicht gänzlich kartierten Sumpfflächen „bereichert“ wurde!

Hintergrund:  Wohin sollten die extremen Wassermassen der tagelangen Starkregenfälle auch abfließen? Ich  gestehe ehrlich, dass ich irgendwie mich noch freute, „nur“ 17 mm Abweichungen und somit „nur“ 17 „Zusatzminuten“ statt meiner sonst üblichen 0 – 5 „gefangen“ zu haben und „rangiere“ damit zusammen mit 8 anderen auf Rang 28..

Die besten  hierbei:

  • 4 mm: Anton Bernrving (10.H21 E, SWE),
  • 6 mm: Johann Runesson (3.H21 E,SWE), 
  • 7 mm: Andreas Davidsson (12.H21E; SWE),
  • 8 mm Stina Backlund (1.D40, Gota Militär SWE),
  • 8 mm: Christer Arksand (3.H65, Össeby SWE) .

Unsere  für ihr Heimatland in der Juniorinnen D 20 startende Michalina Iwanowska (D14!) vom SV Schorfheide „sammelte“ sehr gute 22 mm und liegt damit unter den 126 Startern auf Rang 55. Sie war somit aus unserer Region die einzige, die mit Erfolg (jeweils Platz 5) in den vier Leistungskategorien der Elite und Junioren startete.

Unser neues Vereinsmitglied, Dr. Rehab Abdel Rauf, die für ihr Heimatland Ägypten startete musste der für sie bislang völlig unbekannten Releifarbeit der Klassiketappe ihren Tribut zollen und brach diesen Lauf ab.

Ihren „Schießtrainer“ , dem früheren mehrfachen Weltmeister von einigen Seniorenkategorien im Biathlon-OL , Dmitry Popov , der derzeit die mongolischen Biathleten auf die kommende Wintersaison vorbereitet, wird zumindest erfreuen, dass Rehab  in der Teildisziplin Schießen sich bei den Wettbewerben im guten Mittelfeld platzieren konnte.

Zurück zur „Klassik“: Meine „eingesammelten 17 Minuten und auch die 22 min von Michalina, waren, wie dir obige Kurzstatistik zeigt, die schlechtesten nicht!  Der auf den „Location-O“ folgende „Lang-OL“ hatte es dann echt „in sich“ – meine beigefügte Strecke deutet das an. Etwa 60 % der dargestellten braunen Höhenkurven im oberen Laufteil würden in Mitteleuropa überall als „passierbare“ Felswände problemlos „durchgehen“.

Während mich das, dank nun 26 Teilnahmen allein bei „O-Ringen“ nebst diverser weiterer OL,  Biathlon-OL und Trainingslager hatte ich damit keine Probleme und die beiden Mitstarten bei O-Ringen, Michaline und Dariusz auch nicht. Aber speziell für unsere Rehab war das dann doch völlig unklar und sie tat das einzig richtige – Lauf abbrechen und dann mit mir am Abend ausgiebig, auch anhand von Fotos und weiterer skandinavischer Karten , auf den Sprint vorbereiten. Das auch, weil dieser dann in unmittelbarer Nähe des Stadions und somit außerhalb der Steilhänge stattfinden muss.

Dass Michalina bei den Juniorinnen Platz 5 erreichte, ist ein Zeichen ihrer guten Lernfähigkeit, auch, weil sie die Teildisziplinen Location und vor allem Schießen doch recht gut meisterte. Während ihr Papa Dariusz dann sich über einen Bronzeplatz freute, wurde ich doch etwas überraschend Vizeweltmeister, weil der diesen Platz zuvor innehabende Däne Karsten Richardtsen nach dem Schießen disqualifiziert – er hatte eine Patrone rausrepretiert und dadurch nur 9 mal geschossen!  

Der für Israel startende Doron Kissinger aus Tel Aviv  erlief sich bei seiner nun dritten WM – Teilnahme einen guten 5.Platz für sein Heimatland und  konnte doch etliche seiner Konkurrenz zu seiner Überraschung hinter sich lassen.

 In der Damenelite überraschte die Ukrainerin Olga Balabanova mit einem 9,Platz nicht nur sich selbst und noch mehr Überraschung gab es durch den doch unerwarteten Sieg der Dänin Nina Germann Najbjerg. Die weiteren Sieger der Leistungskategorien:  Sigrid Ljunggren (D 20), Oskar Ericsson (H 20) und Johan Ek Larsson – alle Schweden.

Wettkampf 2: „Sprint“

Eine erste Überraschung nach dem Anschießen war der diesmal nur 1 500 m weite Anmarschweg zum Start – überraschend dann eher, dass es 95 m nur bergab ging! Aber – wie schon durch Till Eulenspiegel bekannt, der ja, wissend, dass es nach „bergab“ auch bergauf geht und deshalb der Legende nach deshalb jedes Mal  in lautes Wehklagen ausbrach, wenn er „hinunter musste“ – „schluchzte“ so mancher der nun 127 Teilnehmer doch in sich hinein… – denn auch das Ziel lag ja a oben…

Wie an der Karte ersichtlich, ging es auch vom Start an „sofort zur Sache“ – und ehe man sich „einmal um sich selbst gedreht hatte“ brach der Schweiß bereits aus allen Poren und eine saubere Orientierung war bei den erreichten hohen Pulsfrequenzen dann mit sehr viel Energieverbrauch des Denkapparates verbunden! Bedingt durch die extrem vielen Regenfälle der letzten Wochen waren zudem die kartierten Sümpfe alle durchweg größer und selbst dort, wo offener „Laufwald“ durch strahlendes Weiß auf der Karte signalisiert war, erwartete jeden dort bis zu knietiefes Wasser…

Dass es in Skandinavien, nebenbei bemerkt, „unüblich“ ist, oberschenkeltiefe Blaubeer – oder  Erikasträucher als „Bodenbewuchs“ zu kennzeichnen, sei hier dem „unwissenden“ Leser gegenüber erwähnt. Wie bereits ober erwähnt, mich störte das alles nicht so sehr, aber unsere Skandinavien gar nicht kennende und auch unsere deutschen OL-Karten nur während ihrer etwa 10 OL im Verlauf ihrer zwei Studienjahre an der Uni Leipzig absolvieren Sportstudiums nur teilweise bekannten OL-Arbeit war das dort oben dann doch alles reales Neuland“! Umso bemerkenswerter, dass sie im Abschluß der Damenelite dann mit Platz 22 gelistet wurde und noch zwei Schwedinnen nach ihr in der Liste stehen.

Eine haushohe, einer Sensation gleichkommende Überraschung gab es in dieser Damenelite: Denn wieder gelang es keiner der favorisierte  Schwedinnen, die Goldmedaille zu erringen! OK, zwar lebt sie seit über einem Jahr in Schweden zusammen mit ihren drei Kindern, aber deshalb nun gleich einen Elitesieg einfahren? Die  Ukrainerin Olga Balabanova aus Kiew, die in Sumy als D 14 mit OL startete, siegte mit über 2 Minuten Vorsprung vor der Schwedin Karin Stenback und der Finnin marie Fred.

Unsere Michalina Iwanowska erreichte bei den Juniorinnen für ihr Heimatland Polen und unserem SV Schorfheide den 5.Rang. Im Sprint der Junioren „landeten“ die beiden Söhne von Olga, auf den  Plätzen5 (Yelizar) und 6 (Hordi), die zur Langstrecke noch in der Rahmenkategorie der Jugend bis 16 gestartet waren.  

 Hinzu dann in den Seniorenkategorien noch einmal Polen (Dariusz Michalowski, H 45, wieder Bronze) und ich holte mir trotz meiner zuviel gelaufenen Strafrunde ebenfalls Bronze in meiner Kategorie Senioren H 75.

Der Vertreter Israels, der oben schon erwähnte Doron Kissinger, wurde in seiner  H70 diesmal auf Platz 6 gelistet. Die insgesamt neunte der insgesamt gemeldeten Nichtskandinavier, die Engländerin Dominique Lazanski (D 45) aus Chingwell and Epping, hatte vor dem Sprint-OL kurzfristig abgesagt.

in den anderen drei Einzelkategorien D20, H21E und H 20 dominierten die Schweden mit dem nun Doppelweltmeister Johan Ek Larsson, dem nun Doppeljuniorenweltmeister Oscar Ericsson der Vereinsstarterin Ida Bergfors (Njurunda OK) und so wurde bei der Siegerehrung die schwedische Nationalhymne zum „Dauerbrenner“.

Wettkampf 3 : „Staffel“

Mit den Staffelwettbewerben enden die Welttitelkämpfe traditionell – so auch 2023. Das nunmehr bekannte Wettkampfgelände rund um das Stadion, das wissen nun alle Aktiven, verlangt real vom ersten bis zum letzten Meter die volle Konzentration – auch wegen der vielen doch recht „uferlos“  gewordenen Sümpfe.

50 Teams stellten sich dem Starter – darunter in der Juniorenkategorie mit den beiden Ukrainern Hordi und Yelizar Balabanov die einzigen Nichtskaninavier!  10 Damenteams, 9 Herrenteams und 5 bei den Junioren. Die spannende Frage war, triumphiert Schweden oder gelingt es den starken Finnen, zumindest in einer Kategorie den Dreifachtriumpf der „Trekronors“  zu verhindern. Nach Etappe 1 bei den Herren lag Finnland 1 mit Petja Ylikylä über 1 Minute vor seinem Landsmann Samu Heiska (FIN 2) und  fast 2 Minuten vor dem besten Schweden, dem Mehrfachweltmeister vergangener Jahre, Gustav Hinder, klar vorn.

Nach dem 2. Wechsel hatte der amtuere4nde Doppelweltmeister Johan Ek Larsson diese 1:42 min nicht nur aufgeholt, sondern konnte Joona Hula (FIN 1) mit nun 2:33 min doch recht klar auf Abstand halten, während Finnland 2 mit Valtten Rantala den dritten Platz vor den stark aufkommenden Dänen mit Elias Hinge als 2.Läufer halten.

Somit war, zumindest auf den Medaillenrängen Silber und Bronze für Spannung gesorgt. Während vorn für Schweden 1 Martin Jansson „nichts anbrennen“ ließ und fehlerlos  beim Schießen blieb, entschieden mit sehr guten Ergebnissen Antti Ivari (FIN 1) und Mikko Hölsö (FIN 2) dann gleich zewi finnische Teams den Kampf um die beiden Podiumsplätze für sich. 4.Schweden 2, 5. Dänbemark 1, 6. Finnland 3.

In der Damenkonkurrenz nach Wechsel 1ebenfalls Finnland vorn! Die Startläuferin des 2. Teams, Satu Rautiainen, wechselte glatt 1:40 min vor der frisch „gebackenen“ dänischen Weltmeisterin Nina Germann Najbjerg, ehe mit 3:28 min Rückstand Finnland 3 mit Marie Tuokko wechselte. Bahnte sich hier die Sensation an, dass kein einziges schwedisches Damenteam sich eine Medaille holte?  Nach Einlauf der zweiten finnischen Läuferin, Hilda Kukonlehto, feierten die Finninnen diesen tatsächlich nicht erwarteten Triumpf, ehe 3:25 min später die als neunte (!) quasi vom Ende des Feldes gestartete Karin Stenbeck (SWE 1) zu ihrer eigenen Überraschung noch auf den Silberplatz einlief und nunmehr Julia Koivisto (FIN 4) , die von ihrer Startläuferin, der auch herzulande sehr gut bekannten früheren Juniorenweltmeisterin Rafaela von Frenckell als vierte ins Rennen geschickt wurde. Der wirklich bedauernswerten Dänin Maja Maerkedal war ein  böser Orientierungsfehler unterlaufen, die ihr Team bis auf Platz 9 zurück fallen ließ.

Den Juniorenwettbewerb, in dem deutsche Teams vor Jahren um den Juniorenweltmeister von 2016, Sebastian Fleiß und Paul Scholtz, mehrmals Bronze und Silber sichern konnten und noch im Vorjahr in Bayern die beiden Deggendorfer Lara Geiger und Jonas Friebe sich nur den beiden Schweden und diesjährigen Medaillensammlern Sigrid Ljunggren und Oscar Ericsson geschlagen geben mussten und Silber gewannen, waren die Schweden mit 4 Teams gegen die beiden  14 und 16 Jahre alten Ukrainer zu keiner Zeit „ gefährdet“ u d liefen das Edelmetall unter sich aus: Schweden 2 (Arvid Ericsson/ Karl-Axel Utterström) siegten vor Schweden 1 und „verhinderten“ den Dreifacherfolg des Doppeljuniorenweltmeisters Oscar Eriksson, der nun zusammen mit Axel Brönnestarn Vizeweltmeister wurde. Bronze erliefen sich für Schweden 4 die D 20-Starterinnen Sigrid Ljunggren und Hilda Marsell, die es somit den Jungs von Schweden 3 und den beiden Ukrainern mal „so richtig“ zeigen konnten.

Im offenen Rahmenwettbewerb der 6 Mixteams lief unser polnischer Youngster, Michalina Iwanowska, zu Höchstform auf, brillierte einmal mehr beim Schießen mit nur 3 Strafrunden und Superlaufleistung  gegen uns anderen und sicherte ihrem Team Poland als Startläuferin nach Schweden 1 und Finnland 1 den dritten Platz, den Papa Dariusz Michalowski durch einen kapitalen Fehler der Finnen noch auf Platz 2 einlaufen ließ. Das Mixteam „Israel / Deutschland“ mit Doron Kissinger und Bernd Wollenberg (zusammen 145 Jahre alt…) wurde genau wegen dieses finnischen Fehlers noch dritte, denn die Starter des schwedischen „Dalarnaregiments“ mussten ebenfalls wegen eins Fehlstempels  aus dem Rennen um diem Plätze scheiden.

Unserer Michalina als jüngste Teilnehmerin der WM erhielt dann bei der abendlichen Siegerehrung durch den früheren Präsidenten und Org.-Leiter dieser WM, Hans Wickborn, eine kleine Extraauszeichnung, bevor die offizielle Bekanntgabe Dänemarks als Ausrichter der Weltmeisterschaften 2024 erfolgte.

Text: Bernd Wollenberg

Bilder: Bernd Wollenberg / Archiv und Fotografen des Ausrichters

OL-Kartenausschnitt: Veranstalter

Weltcup 2022 in Aarhus (DEN)

Nach zwei Jahren „Coronapause“: Weltcup 2022 im Biathlon-OL beendet

Nun schon traditionell gestalteten die dänischen Biathlonorientierer das Weltcupfinale vom 20. Bis 23. Oktober 2022 in Aarhus. Nach zweijähriger, coronabedingter Pause, nur mit acht statt der sonst üblichen fünfzehn Wertungsläufen tat das dem Kampfes- und Siegeswillen der Teilnehmer keinen Abbruch. Rund um den Fliegerhorst Aarhus im nördlichen Jütland wurde diese verkürzte Weltcupsaison von der Biathlon-OL-Familie dankend angenommen. Realnachteilig für die deutschen Vertreter in den Elitewettbewerben für die Gesamtwertung wirkte sich natürlich die im eigenen Land im Sommer am Fuß des Großen Arber in Bayern durchgeführte Weltmeisterschaft aus – waren unsere Elitevertreter doch durchgehend als Bahn- und Kartenteam aktiv.

Vom Ablauf her etwas ungewöhnlich hatten die dänischen Ausrichter  den Staffelstart  auf den Freitagnachmittag gelegt, die Langstrecke auf Sonnabend und den Sprint auf Sonntag früh – letzteres wohl vor allem, um den Teilnehmern noch eine zeitlich vertretbare Heimreise zu ermöglichen. Die angebotene zentrale Unterkunft mitten im Militärgelände war durchaus zufriedenstellend wie auch die gesamte Organisation quasi „militärisch exakt“ unter Leitung von den beiden selbst aktiven Seniorensportlern Mona Rasmussen und Ole Christiansen ohne Störungen vonstatten ging. Recht ideenreich und durchaus Interessant gestalteten unsere dänischen Freunde die Lösung für die drei Nationen Deutschland, Ungarn und Polen im Bereich der Damen und Herren. Denn wir hatten ja entsprechend der Meldeunterlagen uns unter unserem Sportverein SV Schorfheide angemeldet. Sicherlich der Übersicht halber wurden dann hinter den Namen der Starterinnen und Starter jedoch die Nationalitäten in den Listen benannt. Dort vermerkte Ole als Wettkampfleiter unsere Kombinationen dann simpel als „EU“, was ja durchaus zutreffend war.

Unsere Ergebnisse waren, betrachten wir die realen Möglichkeiten gegenüber den skandinavischen Konkurrenten, beachtenswert. Das Damenteam des SV Schorfheide mit Rebekka Vinze (HUN) und der 14-jährigen Michalina Iwanowski (POL) wurde nach absoluter Schießleistung mit 0 Fehlern im abschließenden Stehendschießen durch Michaela dritte hinter Finland und Dänemark. Unser Herrenteam mit Startläufer Dariusz Iwanowski (POL), Sebastian Fleiß als zweitem und Matyas Pentek (HUN) als Schlussläufer  wurden als vierte gewertet. Hier siegten Schweden vor Dänemark I und II. Im Seniorenwettbewerb wurden Frank Braatz (IHW Alex 78) und Bernd Käding (Kaulsdorfer OLV) für Deutschland Dritte, Platz 1 ging hier an Dänemark, Platz 2 an Großbritannien.

Nach dieser Staffel und der im Wettkampfgelände gemachten Erfahrung „schwante“ allen, was bei den Einzeldisziplinen auf sie zukommen würde – denn das offensichtlich intensiv genutzte Militärübungsgelände mit mal bewaldetem und vielfach dichtem Buschwerk stark laufbehinderndem Geläuf wechselte mehrfach mit offenem, hügeligem Sandgelände, das durch schier unzählbaren Fahrzeugspuren übersäht war, von denen maximal etwa 60 % kartiert waren… Höchstarbeit also für Körper und Geist! Ber – eigentlich lieben wir Orientierungsläufer ja gerade diese Herausforderung! Und Biathlon-OL ist ja lediglich eine Form unseres OL – und unsere skandinavischen Freunde in dieser Spezialdisziplin sind größtenteils, zumindest in der Elite, zugleich auch Mitglieder im Militär-OL ihrer Nationen. Die fühlten sich quasi „pudelwohl“ in ihrem „gewohnten“ Milieu.

Gegenüber dem „Normal-OL“ gibt es, „treuen Lesern“ unserer Seite ja bekannt, neben den Schießeinlagen, beim „Biathlon-Lang-OL“ noch eine Zusatzkomponente für alle Starter, dem „Location-Orienteering“ – kurz „Punkt-OL“ benannt. Für noch nicht so versierte Besucher unserer Website hier noch einmal die Erklärung dieser sehr eigenwilligen Teilstrecke:
Beim „Punkt-OL“  müssen alle Aktiven einer ca. 3 km langen ausgeflaggten Route folgen, die nicht auf der Karte eingezeichnet ist. Lediglich der Startpunkt ist eine einzige Information. Jede und Jeder muss also vom ersten Laufmeter an sehr genau verfolgen, wo er resp. sie sich langbewegen.  Auf dieser Route sind dann 10 Kontrollposten angebracht. Bei fünfen von diesen, gekennzeichnet mit einer blauen Flagge, muss der exakte Standpunkt mittels Nadeleinstich markiert werden. Weitere fünf sind mit gelben Flaggen markiert – dort zeigt ein kleiner Pfeil in Richtung eines OL-Postenschirms im Gelände, der zwischen 50 m bis zu 400 m entfernt sein kann. Einzige Hilfe ist dann noch eine Postenbeschreibung für diesen. Für jeden Millimeter Abweichung gibt es 1 Minute zur Laufzeit hinzu…, maximal 10 pro Posten sind lt.Regelwerk „verdienbar“. Beim in dieser Disziplin üblichen Schiessen werden je 10 Schuss liegend und stehend abverlangt und im Gegensatz zur Staffel, dem Sprint bzw. dem hier nicht durchgeführten Massenstart , bei denen für Fehlschüsse, wie im durch TV bekannten Biathlon bekannt, „Strafrunden“ absolviert werden „dürfen“ , gibt es in dieser „Langdisziplin“ dann pro Fehlschuss 2 Strafminuten. Diese 2 Minuten sind der realen OL-Laufgeschwindigkeit angepasst – beim „Langwettbewerb im Ski-Biathlon“ sind es 1 Minute – aber bekanntlich sind die ja auch wesentlich schneller auf ihren Pisten unterwegs als unsereins beim OL…

Ist dieser „Punkt-OL“ in „normalem“ OL-Gelände schon recht kompliziert, verloren durchweg alle Aktiven in diesem unübersichtlichen Militärübungsgelände zwischendurch dann doch die gewohnte Exaktheit und es „hagelte“ dann etliches mehr an „Strafminuten“ als üblich. Da jedoch alle quasi das „gleiche“ Schicksal erlitten, setzten sich trotzdem die besten durch.

Unsere Vertreter erreichten in Aarhus in den Einzeldisziplinen auf der Langstrecke: Jugend/Junioren: 3. Michalina Iwanowski;  Damen: 9. Rebeka Vinze; Herren: 9.Matyas Pentek, 21. Sebastian Fleiß, Herren – „Young Old Boys“: 2. Dariusz Iwanowski (alle SV Schorfheide) ; Herren-Veteranen 1 :  9. Frank Braatz (IHW Alex 78), 17. Bernd Käding (Kaulsdorfer OLV); Herren-Veteranen 2: 4. Bernd Wollenberg (SV Schorfheide).

Ergebnisse „Sprint“:  Jugend/Junioren: 3. Michalina Iwanowski; Damen:  8. Rebekka Vinze; Herren: 11. Matyas Pentek (alle SV Schorfheide), 24. Frank Braatz (IHW Alex 78); „Young Old Boys“: 2.Dariusz Iwanowski (SV Schorfheide), Veteranen 1: 8. Bernd Käding (Kaulsdorfer OLV), Veteranen 2: 3. Bernd Wollenberg (SV Schorfheide).

Endstand Weltrangliste 2022:

Damen:

  1. Karin Stenbek (SWE) – 147 Pkt.
  2. Julia Davidson  (SWE) – 132 Pkt.
  3. Marie Fred (FIN) – 132 Pkt

      22. Rebekka Vinze (HUN/SV Schorfheide) – 39 Pkt.

Herren:

  1. Antti Iivari (FIN) –  141 Pkt.
  2. Martin Jansson (SWE) – 129 Pkt.
  3. Johan Ek-Larsson (SWE) – 115 Pkt.   

      29. Matyas Pentek (HUN/SV Schorfheide) – 36 Pkt.

      58. Sebastian Fleiß (GER / SV Schorfheide) – 7 Pkt.

      59. Frank Braatz (GER / IHW Alex 78) – 4 Pkt.

Text: Bernd Wollenberg. Fotos/Karten: Veranstalter/Bernd Wollenberg

17. World Biathlon Orienteering Championships (WBOC), 03.–07.08.2022, Arberland, Bayerischer Wald

17. World Biathlon Orienteering Championships 2022

WM in der Arberregion

Die 17. World Biathlon Orienteering Championships (WBOC) fand vom 3. bis 7. August 2022 im Arberland im Bayerischen Wald statt, ausgerichtet vom OLA TSV Deggendorf und dem SV Schorfheide. Insgesamt beteiligten sich zirka 120 Aktive aus Dänemark, Deutschland, Finnland, Israel, Polen Schweden und Tschechien beim Sprint, der Langdistanz und den Staffeln. Wettkampfstätte war das Hohenzollern Skistadion. Dort sorgte das Stadionteam um Hans Unnasch für eine perfekte Logistik von Essen und Trinken bis zum freundlichen Wort für die Aktiven.

Die offizielle Eröffnung fand am 4. August 2022 abends auf dem Stadtplatz in Regen statt. Nach dem Einmarsch der Teilnehmer wünschten Schirmherr Landrat Bernd Sibler und Bürgermeister Andreas Kroner sportlich faire Wettkämpfe. Beide gaben Ihrer Freude Ausdruck, dass sportliches, friedliches Kräftemessen zwischen den teilnehmenden Nationen ein wichtiges Signal in der gegenwärtigen Zeit sei.

Hans Mandahl (Schweden), der IBOF-Präsident, bedankte sich zum Abschlussbankett im Kolpinghaus Regen in perfektem Deutsch nicht nur bei den Teilnehmern, sondern bei den ganzen „unsichtbaren“ Helfern, die diese WM erst möglich gemacht hatten. Und er lud zur nächsten WM nach Schweden ein. Durch die vielen Alterklassen und Wettbewerbe ist an diesem Abend kaum ein OLer ohne Medaille geblieben – ganz dem sportlichen Motto entsprechend klang der Abend ausgelassen, fröhlich und freundschaftlich aus.

Text, Fotos, Faksimile: Matthias Thiel (mtmedia.de)

WM in Biathlon-OL 2019

Anno 2019 beteiligten sich mit sieben deutschen Startern bei den diesjährigen Weltmeisterschaften im Biathlon-OL rund um das finnische Lahti ist die seit Jahren geringste Anzahl für die Farben Schwarz-Rot-Gold zu verzeichnen. Ursachen zu erforschen, wird sicherlich noch Zeit verlangen. Tatsache ist auf jeden Fall, dass, da durchweg alle deutschen Biathlonorientierer zugleich auch aktiv im „normalen“ Orientierungslauf aktiv sind, der Zeitpunkt dieser Weltmeisterschaft sich – gelegen mitten in der Urlaubszeit – viele von ihnen bei anderen internationalen Großereignissen des OL „unterwegs“ waren bzw. – auch das gab es – simpel keinen Urlaub nehmen konnten. Somit war Deutschland, das sowieso auf absehbare Zeit nicht in die Nähe der führenden Biathlon-OL-Nationen aufschließen kann, mit den erreichten 4 Medaillen sowie den beiden TOP 6 Platzierungen in den Ergebnislisten präsenter als es an Starterplätzen vermuten ließ:

Zwei Mal Silber für Monika Braatz (Seniorinnen AK 60/IHW Alex 78 Berlin) und je einmal Bronze für Frank Braatz (Senioren AK 55 / IHW Alex 78 Berlin) und Bernd Wollenberg (Senioren AK 70 / Berliner TSC). Im Juniorenwettbewerb errang Tim Dalheimer (Berliner TSC) einen fünften Rang, Benno Schütz (ESV Lok Berlin-Schöneweide) erlief in seiner Seniorenkategorie H 35 Platz sechs beim Sprintwettbewerb. Im Hauptwettbewerb der Elite, zu der je Nation ein Limit von je 10 Damen und Herren vorgegeben ist, errang Sebastian Fleiß (Berliner TSC) einen 25. Platz beim Sprint und einen 27.Platz in der Klassikdisziplin. das deutsche Eliteteam im Staffelwettbewerb (Tim Dalheimer – Sebastian Fleiß – Benno Schütz) beendete die WM 2019 auf Platz 11, in der bereinigten Nationenwertung auf Platz 5.

Die Wettbewerbe fanden wie bereits erwähnt rund um Lahti statt. Lahti? Ja, richtig gelesen – Lahti. Untergebracht waren alle nahezu 200 Teilnehmer im finnischen Olympiazentrum und die Wettbewerbe führten uns in die aus vielen Wintersportberichten im Fernsehen bekannten Olympiasportgeländen. Allerdings sieht das aus dem „TV-Winter“ bekannte Gebiet im Sommer in Natura gänzlich anders aus. So „bastelten“ die Ausrichter lange herum, um uns allen die Orientierungsaufgaben „WM-gerecht“ zu erstellen. Für den ersten der drei Wettbewerbe, der „Klassikdisziplin“, transportierte der lokale Ausrichter alle Starter zum Start der ersten Teildisziplin des Klassikwettbewerbs, dem „Präzisionsorientieren“ (auch „Punkt-OL“ oder in den „IBOF-Rules „ auch „Location-Orienteering“ genannt) mit einem typischen Reisebus quer durch „den Busch“. Ob der Vermieter das vorher wusste, dass sein hochmoderner Reisebus auf Schotterpisten und Waldwegen eingesetzt wird, war bis zum Schluß nicht zu erfahren. Man fuhr uns quer durch das anfangs recht flache Gelände bis es „anfing“, O-technisch richtig interessant zu werden. Wie bei dieser einzigartigen Disziplin üblich, war einzig der Startpunkt auf der knapp drei Laufkilometer zählenden, im Gelände markierten Strecke, auf der „Blindkarte“ eingetragen. Die 10 auf dieser Bahn vorhandenen Kontrollposten (fünf direkt auf der Strecke, weitere fünf in „Sichtweiten“ zwischen 50 bis 200 m Entfernung von dieser Strecke) mussten nun entsprechend der Wettkampfbestimmungen der „Internationalen Biathlon-Orienteering Federation“ (IBOF – Rules) mittels Nadeleinstich exakt auf der Karte markiert werden. Jeder mm Abweichung bedeutet 1 Strafminute, 10 kann es je Posten maximal geben…, es „winken“ also im schlimmsten Fall 100 lange Zusatzminuten für das Gesamtergebnis… Diese markierte Route führte jeden der Teilnehmer durch ein durch Felsen, unzähligen Einschnitten und üppiger, typischer skandinavischer Untervegetation geprägtem Geläuf, die vollste Konzentration und zugleich taktisches und strategisches Vermögen abverlangte. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit und schon „schwamm“ man im Gelände herum – und es gab kaum Möglichkeiten, sich dann wieder exakt einzulesen. Also war ein Tempo zu wählen, dass es gestattete, alle Informationen „zu verarbeiten“ und somit immer genau zu wissen, wo man sich nun befindet – das beim „Normal-OL“ durchaus richtige „Querlaufen bis zum Attackpoint“ geht bei dieser Spezialdisziplin nun mal gar nicht. Hinzu kommt, dass man gut beraten ist, mit seinen Kräften sorgsam Umzugehen, denn nach diesen 3 km folgen noch der „Lang-Orientierungslauf“ (je nach Startkategorie zwischen 3,8 km der Senioren AK 70 bis zu 11,8 km der Eliteherren), die beiden 10´ner Schießeinlagen (Liegend und Stehend), unterbrochen durch einen 1,2 km „kurzen“ weiteren Orientierungsparcours. Für jeden Fehlschuss werden übrigens zusätzlich noch zwei Minuten addiert, maximal also 40 Minuten obendrauf.

„Meine Bronzemedaille“ antwortete Bernd den fragenden schwedischen Trainern Hans Mandahl und Per Anden „erlief ich mir im ersten Teilabschnitt“ mit nur 4 von 100 möglichen „Strafminuten“. Beide, Hans wie Per, hatten bei internationalen Trainingslagern zwischen 2016 bis 2018, zu denen die schwedischen Biathlon-Orientierer speziell auch uns aus Deutschland eingeladen hatten, neben vielen praktischen Schießtrainings vor allem den Schwerpunkt auf eben dieses „Punktorientieren“ gelegt. Unser leider inzwischen verstorbener Freund Bo „Bosse“ Holmberg aus Göteborg hatte dazu schon 2015 bei ausgiebigen Trainings den Grundstein gelegt. Ihnen, also „Bosse“, Hans und Per sind unsere bisherigen Erfolge vor allem zu verdanken – sei en die vier Silber und die Goldmedaille von Sebastian während seiner Juniorenzeit und seine ständigen Verbesserungen im wesentlich härteren Feld der Elite, die guten Plätze von Marie Herrnhold oder eben auch meine Bronzemedaillen von 2018 und 2019. Dafür einfach mal ein dickes Danke an dieser Stelle! Vor Ort bedankte ich mich im Namen der deutschen Starter und des durch WWOP gesponserten neu gegründeten „Deutschen Verbandes für Biathlon-OL“ (DVBOL) dann auch beim schwedischen Verband in Persona Hans Mandahl mit einem speziellen Bildband über die schönsten Wandergebiete Deutschlands.

Zurück zur WM von Lahti und dem aktuellen „Punkt-OL“ dort. Von Anfang an muss wie erwähnt bei dieser Teilstrecke eigentlich jeder Schritt verinnerlicht werden – neben genauem Kartenlesen ist extrem wichtig, alle Techniken des Orientierens perfekt zu beherrschen, „Verschieben, „Verlängern“, „Aiming off“ … Einige der insgesamt knapp 200 Teilnehmer versuchten, in zügigem Tempo diesen ersten Teil abzuarbeiten und “sammelten“ entsprechend schnell dann auch etliches an Strafminuten. Sie liefen zwar über diese 3 Km dann in etwa 27 bis 40 min, hatten aber „dank des Addierens“ der Strafminuten dann recht schnell ein Teilergebnis von 80 oder 90 Minuten zusammen. Es war also gut beraten, wer sein Lauftempo so anpasste, dass jederzeit der eigene Standort auch fast Metergenau erkannt wurde. Meine Laufzeit betrug einschließlich dieser 4 „Zusatzminuten“ 1:08:25 Std… Die anschließende „Lang-OL“-Bahn war auf den kürzeren Bahnen leider fast nur entlang des im flachen OL-teil stark ausgeprägten Wegenetzes, das dabei hohe Lauftempo „garantierte“ dann beim Eintreffen am Schießstand auch sehr hohe Pulswerte, selten bei vorrangegangenen Biathlon-OL waren derart hohe Fehlerquoten aufgetreten. Angepasst an die Situation rund um das Schießgelände war dann die OL-Etappe zwischen den beiden Schießeinlagen eigentlich ein besserer Sprint-OL rund um diesen Bereich.

Somit war denn auch der Wettbewerb am Tag 2, man möchte fast sagen „wie befürchtet“ dann in unmittelbarer Nähe und somit um das Schießgelände einmal herum. Auch diesmal waren somit viele Fehlschüsse das Ergebnis des real überschnellen Wettkampftempos. Allerdings gab es für diese im Gegensatz zum Vortag dann statt „Strafminuten“ eben die berühmten, auch aus dem Wintersport bekannten „ Strafrunden“ – und diese „verlängerten“ dann bei sehr vielen Teilnehmern die anfänglichen kurzen Strecken schnell mal so um 250 bis 350 m je Fehlschuss. Gleiches galt dann auch für die Staffelwettbewerbe, bei denen einzig die bereits erwähnten deutschen Herren antraten.

Da die jährlichen Weltmeisterschaften für die Elitekategorien der Damen und Herren in die Weltcupwertung einfließen, sind die erlaufenen Plätze auch relevant für den aktuellen Weltcupstand. Nach diesen beiden Wertungsläufen der finnischen WM befindet sich Sebastian mit 50 erlaufenen Punkten im aktuellen Weltcup auf Platz 28, Nico Seegert (Berliner TSC, bei den WM nicht am Start) mit 17 Punkten auf Platz 52 und Frank Braatz, der die ersten drei Weltcupwettbewerbe im April und Mai in Dänemark, Finnland und Schweden in der Elite startete, mit 16 Punkten auf Platz 16.

P.S. Zum Weltcupfinale am 2. und 3.November in Dänemark (Gribskov nördl. von Nodebo) wird Deutschland traditionell wieder antreten. Gäste (OL´er, die sich im Biathlon-OL versuchen wollen) melden sich bitte bis 20.09., um etwas Vorbereitung machen zu können.

Text und Fotos: Bernd Wollenberg

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